Hi, mein Name ist Ben. Ich habe insgesamt 5 Monate unter dem Depersonalisations- und Derealisationssyndrom gelitten, bevor ich es geschafft habe, den Kreis zu brechen. Heute lebe ich ein glückliches und normales Leben. Ich glaube fest daran, dass Therapie eine entscheidende Rolle bei meiner Genesung gespielt hat. Lass mich dir zeigen, was ich über Depersonalisation und Therapie gelernt habe.
Kann Therapie bei Depersonalisation helfen? Der Tag, an dem ich aus der Depersonalisation kam, war an einem Tag nach einer Therapiestunde, also ja, Therapie kann definitiv die Heilung beschleunigen!
Hier sind die 4 besten Therapien nach wissenschaftlichem Stand und eigener Erfahrung:
Psychodynamische Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
Integrative manuelle Therapie (IMT)
Falls du an den entscheidenden Fragen interessiert bist, die mir während meiner DDD-Therapie begegnet sind, falls du mehr über die vier verschiedenen Therapien lernen möchtest, welche mir persönlich geholfen haben und von denen man weiß, dass sie anderen mit DDD helfen können, dann lies weiter.
Welcher Therapieansatz hat geholfen und wie hat er sich auf meine Depersonalisation ausgewirkt?
Während meiner Krankheitsphase wurden mir zwei entscheidende Fragen gestellt, welche einen überaus starken positiven Effekt auf mich hatten. Diese Fragen stammen aus der Kognitive Verhaltenstherapie. In meinem Fall wurden sie gestellt, als ich eine integrative manuelle Therapie absolviert hat, welche mir am meisten geholfen hat. Hier sind die zwei Fragen:
- Wenn du tief in dich hinein horchst und dich fragst, wie lange deine Depersonalisation anhalten wird, was würdest du sagen?
- Wie würdest du die Gefühle beschreiben, die du mit der Depersonalisation verbindest?
1. Wenn du tief in dich hinein horchst und dich fragst, wie lange deine Depersonalisation anhalten wird, was würdest du sagen?
Während ich diese Frage zu beantworten versuchte, hatte ich den Drang NIEMALS hinauszuschreien. Die ganze Hoffnungslosigkeit und Frustration drohte mich zu übermannen. Meine Therapeutin aber motivierte mich, auf mein Inneres zu hören und zu fühlen, wie lange meine Episode andauern wird. Ich holte einmal tief Luft und sagte: “7 Monate.” Und das war keine Zahl, die ich mir ausgedacht hatte, da war etwas in mir, das mir sagte, wie lange es noch dauern würde.
Die Frage tat zwei Dinge: Sie gab mir ein festes Enddatum welches zwar weit in der Zukunft lag, mir jedoch trotzdem Hoffnung gab. Und zwar keine falsche Hoffnung, sondern echte, wahre Hoffnung, weil ich wirklich daran glaubte, dass diese Zahl wahr war und tief aus meinem Inneren kam. Und meine Antwort auf die Frage war erstaunlich genau, was rückblickend betrachtet ziemlich außerordentlich ist. Obwohl ich schon zwei Monate später aus meiner DPDR herauskam, habe ich noch ein paar mehr Monate gebraucht um mich wieder an die Realität zu gewöhnen. Insgesamt habe ich also tatsächlich knapp 7 Monate gebraucht.
2. Wie würdest du die Gefühle beschreiben, die du mit der Depersonalisation verbindest?
Der Tag an dem mir diese Frage gestellt wurde war der Tag an dem ich aus der DPDR raus kam. Ich hielt kurz inne, als mir die Frage gestellt wurde und antwortete dann: “Scham.” Scham, weil ich eine psychische Störung hatte. Scham dafür, dass mich “normale” Menschen in eine Schublade mit Verrückten stecken. Nach meiner Antwort bat mich meine Therapeutin ein mentales Bild davon zu zeichnen, wie dieses Gefühl aussieht und was mir dabei durch den Kopf schoss. Ich beschrieb es. Auf meinem mentalen Bild waren Personen aus meinem Leben zu sehen. Dann wurde ich gebeten, diese Personen anzuschauen und ihnen zu sagen, dass ich diesen Weg weitergehen muss, und dass das absolut okay ist.
Zuerst geschah nichts Außergewöhnliches, aber als ich ca. zwei Stunden später nach Hause ging, hatte ich plötzlich ein Gefühl in meinem Kopf, ungefähr eine halbe Fingerlänge hinter meiner Stirn (im präfrontalen Cortex). Ich hatte dieses Gefühl vorher insgesamt schon vier Mal verspürt, und jedes Mal war es ein Gefühl vom Erreichen der anderen Seite, vom Durchbrechen meiner DDD in die Realität, aber bis jetzt hatte ich es nie den ganzen Weg in die Wirklichkeit geschafft.
Dieses Mal aber klappte es!
Ich verspürte jedoch keine unglaubliche Erleichterung, wie man evtl. denken mag. Es war immer noch ungewiss, wie lange dieses Gefühl anhalten würde und auch insgesamt eine sehr ungewöhnliche Situation. Ich würde es so erklären: Wenn man lange in einem dunklen Raum war und dann nach draußen in die Sonne geht, müssten sich die Augen auch erstmal an das Licht gewöhnen. Mit DPDR ist es ähnlich.
Zusätzlich zu diesen beiden Fragen sprach ich mit sowohl dem IMT-Therapeuten als auch in der psychodynamischen Therapie über meine Vergangenheit und dadurch auch über den Tod meiner Schwester. Dieses Thema umfassend zu besprechen hatte ebenfalls einen großen Einfluss auf meine Genesung.
Die vier besten Therapieansätze für Derealisation/Depersonalisation
Die 4 Therapien, die ich empfehlen würde, sind die integrative manuelle Therapie, psychodynamische Psychotherapie, kognitiv-behaviorale Therapie sowie Akzeptanz- und Commitment-Therapie.
Ich erwähne die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) aus zwei Gründen: 1. Extrem viele Personen (mich eingeschlossen), welche der DDD entkommen sind, geben an, dass Akzeptanz eine entscheidende Rolle beim Heilungsprozess gespielt hat. 2. Eins der besten Bücher, die ich bezüglich DDD gelesen habe (“Overcoming Depersonalisation Disorder: A Mindfulness and Acceptance Guide to Conquering Feelings of Numbness and Unreality” von Dr. Fugen Neziroglu & Katharine Donnelly, MA), gibt hilfreiche Einblicke und Tipps bezüglich Derealisation und ACT. Die folgende Grafik gibt dir einen Überblick über die Therapiearten, welche in diesem Artikel diskutiert werden.
Psychotherapeutische Ansätze für die Derealisation- und Depersonalisationsstörung
Bevor wir uns eingehender mit den verschiedenen Therapieansätzen beschäftigen, sollten wir klären, was genau Psychotherapie eigentlich ist.
“Die Behandlung von mentalen oder emotionalen Störungen und Anpassungsproblemen durch den Gebrauch von psychologischen Techniken anstatt durch physische oder biologische Mittel.
The Gale Encyclopaedia of Psychology 2nd edition
Die folgenden Beschreibungen der verschiedenen Therapieansätze sind so ausgewählt, dass du eine ungefähre Idee davon bekommst, welche dir am besten helfen können. Ich werde nur die Ansätze beschreiben, welche mir während meines Kampfes mit DDD geholfen haben oder diejenigen, welche in Zusammenhang mit Veröffentlichungen über DDD erwähnt wurden.
Dies sind meiner Ansicht nach die besten Therapien für Depersonalisation:
Psychodynamische Psychotheorie (konzentriert sich auf unbewusstes Verhalten und die Vergangenheit)
Kognitive Verhaltenstherapie (konzentriert sich auf das Jetzt, Verhalten und Gedankenmuster stehen im Vordergrund)
Akzeptanz-Therapie (konzentriert sich darauf zu lernen, wie man ein Leben lebt mit Bedeutung und Sinn)
Effekt von Psychodynamischer Psychotherapie auf Depersonalisation
Mehrere Personen haben mir E-Mails geschrieben, in denen sie davon sprechen, dass sie selber nicht wissen, wieso sie unter der DDD leiden. Falls du einer dieser Leute bist, kann psychodynamische Psychotherapie deine Lösung sein. Dieser Therapieansatz konzentriert sich darauf, unbewusste vergangene Situationen und Beziehungen aufzudecken, welche dich im Hier und Jetzt negativ beeinflussen.
Was ist psychodynamische Psychotherapie? Psychodynamische Psychotherapie bedient sich einer Methode, welche Psychoanalyse genannt wird. Bei der Psychoanalyse stellt der Therapeut eine Reihe von Fragen, welche darauf abzielen, deine Beziehungen, innersten Gefühle sowie vergangene Situationen zu untersuchen. Häufig sind diese für unbewusste Motivationen und Verhaltensweisen verantwortlich. Manche dieser Verhaltensweisen könnten unbewusste Abwehrmechanismen sein, welche dafür gedacht sind, Ängste und Sorgen von dir fernzuhalten. Auf kurze Sicht werden diese Abwehrmechanismen immer für Erleichterung sorgen, auf lange Sicht jedoch wirst du niemals zu 100% von Angst (und dadurch DDD) befreit sein, da du dich nicht mit den zugrundeliegenden Auslösern beschäftigst. Diese Abwehrmechanismen können sein: Leugnung, Isolation, Projektion, Verdrängung, Unterdrückung, Reaktionsbildung, Verlagerung, Fixierung, Regression, Introjektion, Identifizierung, Sublimierung, Rationalisierung, Kompensation und Humor.
Wie hilft psychodynamische Psychotherapie? Psychodynamische Psychotherapie hilft dir, Einblicke in Teile deines Inneren zu gewinnen, welche du vorher nicht kanntest. Auf diese Art können unbewusst schädigende Motivationen und Verhaltensweisen erkannt werden. Dann werden diese unbewussten Verhaltensweisen untersucht und verändert mit dem Ziel der Symptomreduktion.
In der Veröffentlichung “The Efficacy of Psychodynamic Psychotherapy“ beschreibt Dr. Jonathan Shelder die Instrumente, derer sich die psychodynamische Therapie bedient, wie folgt:
- Fokus auf das Ausdrücken von Emotionen und Affekt
- Fokus auf die Vermeidungsversuche von unangenehmen Gedanken und Gefühlen
- Identifizierung von wiederkehrenden Mustern
- Besprechung vergangener Erlebnisse (Fokus auf die Entwicklung)
- Untersuchung und Diskussion von zwischenmenschlichen Beziehungen
- Untersuchung und Diskussion der Therapeut-Patient-Beziehung
- Untersuchung von Wünschen, Ängsten, Tagträumen, Träumen und Fantasien
Als ich sechs Jahre alt war, starb meine Schwester, was eine tiefe Leere in mir hinterließ. Ein Beispiel, wie mir meine Therapeutin geholfen hat, diese Erfahrung zu verarbeiten: Sie bat mich, mich an mein 6-jähriges Ich zu erinnern, mit ihm zu sprechen, und ihm zu sagen, was passiert ist, ist nicht seine Schuld.
Kinder geben sich häufig die Schuld für Dinge, die um sie herum passieren. Wieso ist Mama so sauer? Wieso ist Papa so angespannt? Muss wohl meine Schuld sein.
Wenn wir älter werden, vergessen wir, dass diese Dinge passiert sind oder verdrängen sie sogar absichtlich. Auch wenn diese Traumata uns nicht mehr bewusst beeinträchtigen, so sorgen sie unterbewusst für massiven Stress für unsere psychische Gesundheit.
Effekt von Kognitiver Verhaltenstheraphie auf Depersonalisation
Wie bereits erwähnt, waren es zwei bestimmte Fragen der Therapeutin, welche mir enorm bei der Genesung halfen. Beide Fragen sind charakteristisch für die kognitiv-behaviorale Therapie, was einer der Gründe ist, wieso ich diese Art der Therapie als besonders hilfreich für DPDR empfinde. Dazu kommt, dass die kognitiv-behaviorale Therapie im Großteil der Untersuchungen bezüglich DPDR erwähnt wird. Dies führt mich zu dem Schluss, dass CBT massives Potential für die Behandlung von DPDR hat.
Was ist Kognitive-Verhaltenstherapie? Der Hauptunterschied zwischen psychodynamischer Psychotherapie und CBT ist, dass die CBT sich nicht darauf konzentriert, unbewusste Motivationen und Verhaltensweisen aufzudecken. Bei der CBT werden problematische Verhaltensweisen als erlernt betrachtet, welche dadurch auch verändert werden können. CBT fokussiert sich hauptsächlich auf die Gegenwart und wie man Dinge positiv im Hier und Jetzt gestalten kann.
Wie hilft Kognitive-Verhaltenstherapie? Anthony S. David hat ein großartiges Buch über DDD geschrieben (Overcoming depersonalization and feelings of unreality: a self-help guide), in dem er die Säulen von CBT wie folgt beschreibt:
- 1. Identifikation der Hauptprobleme und Verständnis davon, wie diese das Leben beeinflussen (in unsrem Fall ist es offensichtlich die Depersonalisation, du wirst aber mit dem Therapeuten zusammenarbeiten und mögliche Ursachen wie Ängste, Sorgen und Scham finden)
- Finde heraus, was du tust (oder nicht tust), was dafür sorgt, dass diese Probleme weiter bestehen bleiben. Folgende Gründe könnten dabei eine Rolle spielen:
- Kognition: ungünstige Denkmuster, Glaubensgrundsätze, Fokus auf das Schlechte
- Definiere Veränderungen, welche diese Auslöser eliminieren
- Integriere diese Veränderungen mit den Techniken, die du während der Therapie gelernt hast
Um ein besseres Verständnis davon zu geben, wie CBT genau funktioniert, möchte ich dir ein Beispiel anhand des “Five System Models” geben. Dieses Modell wurde von Dr. Greenberger und Dr. Padesky entwickelt, beides ExpFrten auf dem Gebiet der CBT. Das “Five System Model” zeigt die Zusammenhänge zwischen Kognition, Emotion, Verhalten, Physiologie und der Umwelt:
Ich möchte nun anhand dieses Modells einen normalen Tag mit DDD untersuchen, an dem du dich schämst, Hoffnungslosigkeit und Angst verspürst. Diese Gefühle triggern Gedanken wie “Mein Leben ist vorbei”, was wiederum im Gegenzug diese Gefühle verstärkt. Dies wirkt auch auf dein Verhalten. Wieso solltest du überhaupt noch das Haus verlassen, wenn dein Leben eh sinnfrei ist? Scheiß auf soziale Aktivitäten. So ungefähr war meine Einstellung zu Beginn. All diese negativen Gefühle und Gedankenkreise können dazu führen, dass dein Körper reagiert, die Herzrate steigt und du möglicherweise eine Panikattacke bekommst.
Falls du ebenfalls unter DPDR leidest, kannst du mit Sicherheit nachempfinden, was ich eben beschrieben habe. Die wirklich wichtige Message, die ich rüberbringen möchte, ist dass du nicht aus deiner DDD entkommen wirst, solange du diese Denk- und Verhaltensmuster zeigst. Dein Körper und dein Geist werden sich niemals entspannen, deine Ängste werden immer stark sein und deine DDD wird denken, dass sie dich weiter vor der realen Welt beschützen muss, bis du deine negativen Gefühle verringerst. Der kognitiv-behaviorale Therapeut wird dir dabei helfen, die kognitiven, emotionalen, physischen und behavioralen Beziehungen zu verstehen, denen du im alltäglichen Leben ausgesetzt bist. So merkst du, wenn deine Gedanken sich wieder verselbstständigen und negative Gefühle entstehen, oder wenn deine Verhaltensweisen dich zurückhalten, dein Leben mit Sinn zu füllen.
Ja, ich weiß, es ist verdammt hart durchzuziehen, und der schlimmste Teil ist, dass du Monate dranbleiben musst. Monate, in denen du das Gefühl hast, es verändert sich nichts. Aber du WIRST es rausschaffen, nur weil du dich taub fühlst, heißt das nicht, dass du kein erfüllendes Leben leben kannst! Bleib dran und bevor du dich versiehst ist ein Jahr vorbei und du leidest nicht mehr unter deiner DDD.
Für weitere Informationen über CBT und DDD würde ich dir das hervorragende Werk von Dr. Daphne Simeon “Feeling unreal: Depersonalization Disorder and the Loss of Self” empfehlen.
Effekt von Akzeptanz- und Commitment-Therapien auf Depersonalisation
Wie oben bereits erwähnt, gibt ein Großteil der Genesenen (mich eingeschlossen) an, dass die Akzeptanz der Situation einen maßgeblichen Anteil am Heilungsprozess hatte. Ich werde die Grundlagen der Akzeptanz- und Commitment-Therapie mithilfe des Buches “Overcoming Depersonalization Disorder: A Mindfulness and Acceptance Guide to Conquering Feelings of Numbness and Unreality” von Dr. Fugen Neziroglu erklären.
Was ist Akzeptanz- und Commitment-Therapie? Die ACT ist eine Form der Psychotherapie welche aus der kognitiv-behavioralen Therapie und klassischen Verhaltenstherapie entwickelt wurde (psychologytoday.com/us/therapy-types/). Die ACT basiert auf der Grundannahme, dass viele Menschen unglücklich leben, da sie ihre negativen Emotionen ihr Verhalten bestimmen lassen, “I don’t feel like it so I won’t do it.” ACT zielt genau auf diese Emotionen und bringt Patienten bei, wie sie mithilfe von bestimmten Prinzipien ihr Leben sinnerfüllter gestalten können. Der Hauptunterschied zwischen ACT und CBT besteht darin, dass die ACT die negativen Emotionen akzeptiert, während die CBT darauf abzielt, die negativen Emotionen durch Verhaltensänderung ins Positive zu wandeln.
Das ist entscheidend, da dein Geist und dein Körper eine lange Zeit für die Erholung brauchen. Du musst ein 100% gesundes Leben leben, sowohl körperlich als auch geistig, damit es dir besser gehen kann. Alleine zuhause in deinem Raum eingeschlossen, mit nichts zu tun außer weiter über deine Krankheit zu lesen wird dazu führen, dass deine physische und psychische Gesundheit weiter verfällt, was deine Genesung nur noch weiter nach hinten schiebt.
Wie kann Akzeptanz- und Commitment-Therapie helfen? Als selbst Betroffener kann ich sagen, wie entscheidend Akzeptanz auf dem Weg der Heilung ist. Nichtsdestotrotz ist mir klar, wie wenig diese Aussage Personen mit DDD hilft. Deshalb lass mich dir einige Beispiele aus dem Buch “Overcoming Depersonalization Disorder” von Dr. Fugen Neziroglu nennen, in dem sie beschreibt, wie genau Akzeptanz beim Leben mit DDD hilft. Ja, mir ist klar, du möchtest nicht mit deiner DDD leben, aber du solltest versuchen, diesen Weg und diese Akzeptanz für dich zu finden, da die DDD im Allgemeinen nicht so schnell verschwindet. Die folgenden Beispiele können einer der Gründe sein, wieso deine DDD nicht verschwindet. Die ACT hilft dir dabei, die folgenden sechs dysfunktionalen Prozesse zu erkennen:
- Kognitive Fusion
- Unterscheidung zwischen wer “du” bist und was du glaubst, wer du bist
- Sorgen und Gedankenkreisen
- Vermeidung unangenehmer Erlebnisse
- Keine genau definierten Werte
- Eingeschränktes Verhaltensrepertoire
Kognitive Fusion: Unser Gehirn möchte, dass wir alles, dass es wahrnimmt, als real betrachten. Dies ist ein überaus wichtiger Mechanismus, um angemessen auf Gefahren reagieren zu können. Es wäre mindestens fragwürdig, in einer Leben-oder-Tod-Situation die eigene Wahrnehmung infrage zu stellen, da stimmst du mir sicherlich zu. Dieses blinde Vertrauen in unser Gehirn nennt man kognitive Fusion. In manchen Bereichen wirkt dieser Mechanismus aber nicht wie gewünscht, so zum Beispiel bei emotionalen Problemen. Während der ACT wirst du lernen, wie du nicht dem Glauben nachgibst, das alles, was dein Gehirn dir präsentiert, auch wahr ist.
Wenn du unter DPDR leidest, wird dein Gehirn durchgehend die Alarmglocken läuten, dir sagen, dass etwas Grundlegendes nicht stimmt und du wirst es dank der kognitiven Fusion glauben. Du wirst anfangen, nach der Ursache zu suchen. Was genau geschieht hier? Du musst todkrank sein, einen Tumor haben oder Schlimmeres. Was könnte es nur sein? Dein Gehirn wird dich mit Sorge in den Wahnsinn treiben. Aber die Wahrheit ist: Du befindest dich nicht in einer lebensbedrohlichen Situation. Du musst dich nicht verrückt machen. Im Gegenteil, du solltest dich bemühen, deinen Verstand zu beruhigen, dir keine großen Sorgen und weiter mit dem Leben zu machen.
Unterscheidung zwischen wer du bist und wer du glaubst zu sein: “Du” bist immer noch “Du”. Definiere dich nicht über deine Gefühle: “Ich bin ängstlich”, Gedanken: “Ich bin depressiv”, Bewertungen: “Ich bin sozial unangepasst” oder Schubladen: “Ich bin gestört”. Diese Aussagen haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie alle beinhalten “Ich bin”. Dadurch wird es sehr leicht, diesen Aussagen Glauben zu schenken. Aber wenn sich diese Gedanken, Gefühle, Bewertungen so schnell ändern, wie könnten sie dann jemals dich definieren? Bist du nicht etwas stabileres, festeres, unter all dieser kognitiven Aktivität?
Ich erinnere mich daran, depressiv im Bett zu liegen, während ich an mein altes Ich dachte. Es war so anstrengend überhaupt aufzustehen und nach draußen zu gehen. Mein neues depersonalisiertes Ich hatte jegliche Lebensqualität verloren. Ich bin trotzdem aufgestanden und rausgegangen, ich hab weitergemacht weil diese Gedanken und Bewertungen nicht Ich sind. Es sind Zustände meines Verstandes, welche rasend schnell wechseln, und diese Zustände werden nicht entscheiden, was ich mit meinem Leben tue. Meine Stimmung wird nicht mein Leben bestimmen. Es ist unglaublich wichtig zu wissen, dass du immer noch real existierst, und dass du die Chance hast, ein Leben mit hoher Lebensqualität zu führen. Gib nicht auf!
Sorgen und Gedankenkreisen: Du leidest unter Depersonalisation, aber nichts ist “wirklich” falsch mit dir. Du kannst dein Leben normal weiterleben. Akzeptanz ist der Schlüssel. HÖR AUF dir ständig Gedanken über deine Depersonalisation zu machen. Dieses Thema ist für jeden mit DDD so offensichtlich, dass ich nicht weiter ins Detail gehen muss.
Vermeidung unangenehmer Erlebnisse: Dies beschreibt das Verhalten, welches du zeigst, wenn du einer Situation aus dem Weg gehst, um unangenehme Gefühle zu vermeiden. Ein klassisches Beispiel ist hierfür das Sprechen vor einer Gruppe von Leuten.
Depersonalisation führt häufig zu einem Leben, was auf diesen Vermeidungsstrategien basiert. Dadurch kann es passieren, dass die Depersonalition weiter aufrecht erhalten wird. Man könnte sogar sagen, die Depersonalisation selber ist eine Form der Vermeidung, da man in Reaktion auf extreme Gefühle in einen Zustand der Taubheit gerät. Während der ACT wird dir eine Vielzahl an Techniken beigebracht, welche sich darauf konzentrieren, deinen Willen zu verstärken, unangenehmen Situationen durchzustehen. Als Folge dessen wirst du mit vielen Werkzeugen ausgestattet sein, die dir dabei helfen, Depersonalisation aufgrund von Vermeidung zu besiegen.
Ich habe mich während meiner Zeit mit DDD komplett taub gefühlt und oft über den Wert meines Lebens nachgedacht. War es überhaupt wert, irgendwas zu tun? War es das wert, meinen unangenehmen Gefühlen entgegenzutreten, sozial zu sein und Leute zu treffen? Wenn ich jetzt aus einer neuen Perspektive zurückschaue, kann ich sagen: Ja, definitiv! Während dieser Zeit hatte ich die sinnstiftendsten Beziehungen meines Lebens. Ich möchte dabei das Wort sinnstiftend betonen. Obwohl ich mich innerlich taub fühlte, und beim Sex aufgrund meiner DDD kaum Gefühle verspürte, hatte diese Beziehung eine unglaubliche Bedeutung für mich.
Rückblickend gesehen fasziniert mich das, da mich meine Taubheit fast blind gemacht hat für den Wert, den ein bedeutungsvolles Leben gibt.
DPDR kann dir nie deine Freiheit nehmen, ein Sinn erfülltes Leben zu führen, es sei denn, du lässt sie.
Keine klar definierten Werte haben: Was haben Werte mit deiner Genesung zu tun? Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, wie leicht es ist, daran zu glauben dass dein Leben keinen Sinn mehr hat. Werte sind Stützen in dieser Zeit, welche dich führen und dich ermutigen dein Leben zu leben. Sie geben dir eine Bedeutung, sie ziehen dich voran, sie sorgen dafür, dass du aufstehst und dich sozialisiert, Sport treibst und weiterarbeitest obwohl dir deine DDD sagt, dass du aufgeben sollst. Wenn du Werte hast dann tust du diese Dinge weil das ist, was du bist, unter diesem grauenhaften Zustand der Depersonalisation. Während der ACT wird dein Therapeut mit dir Dinge besprechen, welche dir wichtig sind, Dinge die du wertschätzt und wie diese Dinge deinem Leben einen Sinn geben und dich durch die DPDR führen können.
Einen großen Vorteil, den mir meine DPDR gebracht hat, ist, dass es mein Interesse an Persönlichkeitsentwicklung geweckt hat. Dies führte dazu, dass ich eigene Werte für mich fand: Gesundheit, Mut, Liebe, Wachstum, Nachhaltigkeit und einen Beitrag leisten.
Eingeschränktes Verhaltensrepertoire: Eingeschränkte Verhaltensweisen aufzuzeigen bedeutet, nicht die Dinge anzugehen, die dir wichtig sind. In anderen Worten: Du lässt dich nicht von deinen Werten leiten. Mit DDD bringt jede Aktivität einen gewissen Grad an unangenehmen Gefühlen mit sich, und dadurch wird es leicht, diese Situationen schlicht zu vermeiden anstatt dich mit ihnen auseinanderzusetzen. In der ACT wird dein Therapeut mit dir deine Werte definieren, Verhaltensweisen anstreben, welche damit im Einklang stehen und dies sogar mit der Akzeptanz und dem Willen, diesen unangenehmen Gefühlen entgegenzutreten. Dies wird dir dabei helfen, die zwingend benötigte Ausdauer zu trainieren, die du brauchst, um deine DPDR zu überwinden.
Effekt von Integrativer Manueller Therapie für Depersonalisation
Ich bin Ingenieur, ich liebe Logik, Fakten und Dinge, die ich verstehe. Daraus folgt, dass integrative manuelle Therapie nicht mein Lieblingsthema ist, da es um viel “energy-work” geht und insgesamt eher esoterisch angehaucht ist. Ich vertraue jedoch auf meine Erfahrungen, und durch meine Eltern hatte ich schon mein Leben lang Kontakt zu alternativer Medizin und Körperarbeit. Und ich kann mit Sicherheit sagen: Manche Leute fühlen sich in deinen Körper ein und lösen dein Problem mit einer Berührung ihrer Hand. Lass mich dir ein Beispiel geben: Mehr als einmal war ich in einer IMT-Sitzung, ohne gesagt zu haben, wo ich Schmerzen habe und der Therapeut hat direkt das Körperteil gefunden, welches mir Schmerzen bereitet hat und meinte “Ich kann eine Entzündung in deinem Knie spüren.” Und ich saß da und fragte mich: Wie zum Teufel konnte er das wissen? Nichtsdestotrotz musst du aufmerksam sein, da es wie in jedem Beruf schlechte und gute Therapeuten gibt. Vertrau nicht blind dem ersten, den du kennenlernst.
Was ist integrative manuelle Therapie? IMT folgt dem Glauben, dass der Körper sich selber heilen kann, aber manchmal nicht weiß, wann und wo er beginnen muss. Die Behandlung vereint eine spezifische Auswahl an Ansätzen, Techniken und Methoden, welche dafür geschaffen wurden, Dysfunktionalität, Schmerz, Krankheit und Unfähigkeit zu behandeln. Die “Integrative manual therapy association” beschreibt IMT als einen Prozess zur Herstellung der Gesundheit, welcher den Körper auf zellulärer Ebene beobachtet und behandelt.
Wie kann integrative manuelle Therapie helfen? IMT Therapeuten benutzen ihre Hände, um ihre Patienten zu behandeln. Sie berühren ihre Patienten an bestimmten Stellen, um einen (mechano-energetic-interface) zu kreieren, welcher den Heilungsprozess unterstützt. Man könnte sagen, IMT dient als Trigger, um den
Heilungsprozess in Gang zu setzen. Der Ansatz ist integrativ und umfasst verschiedene Körpersysteme. Je nach Ursache des Problems konzentriert sich die Behandlung auf physiologische, anatomische und ernährungsphysiologische Ansätze. In Anbetracht von DDD kann IMT helfen, den Körper zu reinigen und psychische Beschwerden zu lindern.
Mein Rat an dich, falls du davon ausgehst, dass deine DDD eine psychische Ursache hat
Finde einen Therapeuten, der auf deine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Wenn du dir immer noch unsicher bist, welche Therapie die Richtige für dich ist, empfehle ich dir diesen Artikel, den ich über das Thema geschrieben habe: How to find a therapist for depersonalization. In dem Artikel beschreibe ich neben einer kurzen Erwähnung der unterschiedlichen Ansätze wie du selber deine DDD kategorisieren kannst, so dass es dir leichter fällt, den richtigen Therapeuten auszuwählen.
Weitere Fragen
Wie finde ich einen Therapeuten für meine DPDR? Zuerst musst du wissen, welche Therapiemethoden die wirkungsvollsten sind, um DDD zu heilen. Als Beispiel lässt sich hier die psychodynamische Psychotherapie, kognitiv-behaviorale Therapie, Akzeptanz- und Commitment-Therapie oder die Hypnose anführen. Als Zweites musst du wissen, welche Ursache deine DDD bedingt, damit du einen passenden Therapeuten finden kannst.
Willst mehr wissen zu diesem Thema? Dann schau dir gerne diesen Artikel an –> How to Find a Therapist for Depersonalization I’m 100 Cured
Hilft Verhaltenstherapie bei DPDR? Im Zusammenhang mit meiner eigenen Wahrnehmung, dass die Ursache von DPDR häufig ein Überschreiten eines bestimmten “Stressschwelle” ist, kann das Konfrontieren dieser Stressfaktoren/Ängste (wie es häufig während der Verhaltenstherapie geschieht) einen passenden Ansatz darstellen.
Bist du interessiert daran mehr über verschiedene Therapieformen für DPDR zu lernen dann lies auch gerne den folgenden Artikel: Does Therapy Cure Depersonalization
Hilft Hypnose bei Depersonalisation? Ich konnte nur einen Blogpost und eine wissenschaftliche Studie finden, welche angaben, dass Hypnose einen positiven Effekt auf DDD hatte. Dadurch ist es momentan schwer zu sagen, inwiefern Hypnose unterstützend bei der Heilung wirken kann.
Wo kannst du DPDR Gruppen finden?
Es gibt Facebook Gruppen und größere Reddit Threads und natürlich auch einige YoutubeVideos.